Es ist inzwischen schon gute Tradition geworden: Wann immer „Big Fluff'“ in Europa ist, jage ich ihm hinterher. In diesem Jahr sollte es Dänemark sein – Präziser: Kopenhagen! Und wie jedes Jahr, habe ich mich unglaublich auf den Tag gefreut nur um einige Wochen zuvor enttäuscht zu werden: Aus persönlichen Gründen musste die Tour abgesagt bzw. verschoben werden. Nun, wie dem auch sei… Flug und Hotel hatte ich bereits gebucht, also war völlig klar, dass die Reise auch angetreten und für ein wenig Sightseeing und Kultur genutzt wird.

Der kürzeste Flug meines Lebens

Ich habe in meinem Leben schon so einige Meilen gesammelt und aktuell stehe ich sogar kurz davor, den FTL Status bei der Lufthansa zu erhalten. Allerdings waren diese Flüge grundsätzlich immer mit Zieldestinationen versehen, welche weiter entfernt liegen – Klar, alles was näher ist kann ich natürlich auch mit dem Auto anfahren. Dass ist dank aktueller Ionity oder Tesla Tarife auch deutlich günstiger als jedes andere Gefährt und normalerweise wäre ich auch mit dem Auto nach Kopenhagen gefahren – Allerdings war ich terminlich so eng getaktet, dass eine Autofahrt nicht drin war. Also ging es mit der Lufthansa nach Kopenhagen. Das sind Luftlinie nicht einmal 700 Kilometer und demnach ruck zuck abgerissen – da braucht es auch kein Business Class Upgrade um komfortabel den Flug zu bewältigen, zumal auch hier in der Economy trinken und Snacks ausgegeben worden sind. Man fragt sich, warum solch ein Service auf dieser Strecke überhaupt geboten wird, denn der Flug dauerte gerade einmal 50 Minuten. Ja, richtig gelesen: 50 Minuten! Dank EU und den offenen Grenzen, ist die Abwicklung am Flughafen super schnell. Da ich nur drei Tage unterwegs sein wollte, brauchte ich auch nur einen Rucksack und einen Handgepäck Koffer um die Tage sauber überstehen zu können. Auf jeden Fall war der Flug kürzer als ich Zeit am Flughafen verbracht habe, es fühlte sich schon etwas merkwürdig an… vor allem weil unmittelbar nach dem Start und erreichen der Flughöhe, der Sinkflug eingeleitet worden ist um landen zu können.

Der Flughafen in Kopenhagen ist ähnlich wie der Frankfurter Flughafen – oder sogar so ziemlich jeder größere Flughafen der Welt – direkt an das Öffentliche Verkehrsmittelnetz angebunden. Nach der Landung habe ich mir die „Dot“ App geladen (DOT steht für Din Offentlige Transport), mit welcher Tickets für den ÖPNV in Dänemark gekauft werden konnten. Irgendwas um die 35 Euro zahlte ich für eine Drei-Tage-Flatrate, was gemessen an dem Deutschland Ticket dann doch schon relativ teuer erschien, allerdings bin ich mir sicher, dass es auch noch weitere Möglichkeiten gibt um einen Monatspass zu erhalten, welcher bezahlbar erscheint. Ich muss aber sagen, dass mich der Preis nicht erschreckt hat, nachdem ich das Kopenhagener ÖPNV Netz kennenlernen durfte. Ein Verbund aus Bus, Zug und Metro sorgen dafür, dass jeder, von über all nach irgendwo kommt – und das meistens im 2-3 Minuten Takt. Metro-Stationen und Bahnhöfe riechen nicht nach Urin, es liegt auch nirgendwo irgendwer herum, es fühlte sich ein wenig wie in London an.

Tolle Stadt mit gutem Essen – und vielen 7-Eleven

Das erste was es nach der Landung zu tun galt, war die Suche nach Nahrung. Das Einchecken im Hotel war erst später möglich, mit Rucksack und Koffer macht das umherstreifen relativ wenig Spaß, weshalb es so etwas wie ein Café sein sollte, wo man sich für einige Zeit niederlassen konnte. Das passende Lokal wurde dann auch prompt gefunden und mit einer gemischten Platte plus Kaffee, für doch recht kleines Geld, konnte der Trip in Kopenhagen beginnen. Die gemischte Platte musste über ein Formular selbst zusammengestellt werden und ich kann euch sagen, wer kein Dänisch spricht, ist hier ganz schnell überfordert. Zum Glück hat die Menschheit Smartphones erfunden, wodurch das Übersetzen der Karte mit einem Schnappschuss auch ein leichtes war.

Über die kommenden Tage hinweg, gab es natürlich Frühstück im Hotel, doch das Mittag- und Abendessen musste außerhalb stattfinden. Ein kleines Lokal in einem Kaufhaus war hier zur Hauptanlaufstelle geworden. Eden Jaxx schimpft sich die Burger-Bude, welche ausschließlich veganes Essen zubereitet. Es ist dann zwar kein Burger geworden, sondern eine Bowl mit Pommes, aber die war immer Ultra lecker und deren Pommes, geschmacklich nicht von dieser Welt. Ich erinnere mich nicht jemals solch guten Pommes gegessen zu haben.

An einem Abend fiel die Entscheidung auf vegane Pizza – und ihr merkt schon, Vegan war während dieses Trips eine kulinarische Konstante – aber diese Entscheidung habe ich bereut. Jedenfalls die Pizza. Dieser künstliche Käse war nicht nur extrem eklig, sondern er sorgte auch für eine gute Verdauung… einer zu guten Verdauung. Wer Laktose intolerant ist, wird auch in solch einem Ersatzkäse keine Lösung finden. Den anderen Abend habe ich mich daher entschieden, einfach ein wenig einzukaufen. Direkt neben dem Hotel gab es ein 7-Eleven, eine amerikanische Kette welche ich aus Daytona Beach und Miami noch gut in Erinnerung hatte. Das 7-Eleven ist praktisch eine Tankstelle, ohne Tankstelle, was du direkt an den Preisen spürst. Dafür haben sie alles wichtige und notwendige, wenn du etwas brauchst. In Kopenhagen waren die 7-Eleven gefühlt an jeder Ecke. Jedes 5. Geschäft schien ein 7-Eleven zu sein. Gut, wenn du etwas brauchst – schlecht, wenn du diese Preise nicht zahlen willst.

Abseits des Essens hatte die Innenstadt noch so einiges zu bieten. Große Messing-Statuen, schöne Kirchen und ein paar coole Nerd-Geschäfte machen einen Aufenthalt an jeder Ecke sehr kurzweilig. Es ist auch überall sauber und es wirkt auch so, als gäbe es nahezu keine Kriminalität. Es passiert auch mal, dass dir die königliche Leibgarde über den Weg läuft – zielstrebig und geradeaus zum Königshaus. Spannend zu sehen, wie vorneweg und hinterher Polizisten laufen um alles und jeden aus dem Weg zu halten, denn die Leibgarde bleibt nicht stehen, sie läuft einfach weiter – im Zweifel quer über die Straße, in diesem Fall muss der Verkehr dann eben warten, was schon irgendwie komisch aussah.

Wer sich in Kopenhagen aufhält und einen Ort sucht um zu Essen, zu chillen und einfach ein wenig den Treiben der Menschen zu beobachten, dem kann ich Nyhavn empfehlen! Viele von euch kennen sicher Bilder davon… ein Fluss und eine schillernde, bunte Häuserreihe. Hier ist richtig was los gewesen. Es wirkte wie auf einem Weihnachtsmarkt, mit dem Unterschied, dass du jederzeit überall auch noch einen Sitzplatz bekommen hast. Ich hab mich dazu entscheiden, eine heiße Schokolade zu probieren, da sie auf einem Schild beworben worden war und ich wurde nicht enttäuscht. Sie war so lecker, dass ich kurz darauf eine zweite bestellt. Dabei fällt mir ein: In Kopenhagen ist die Bezahlung in einem Restaurant oder einem Café grundsätzlich so, dass du nicht am Ende bezahlst, sondern immer direkt nach der Bestellung. Wenn du dort also sitzt und drei Kaffee trinkst, dann zahlst du auch drei mal. Das muss man wissen, da das schnelle abkassieren auch kurz unhöflich wirkt, wenn man sich an die Gewohnheiten in Deutschland erinnert.

Ansonsten gibt es hier aber auch nicht all zu viel zu sehen… die bunte Häuserwand wirkt schrill und ist schön anzusehen, ansonsten ist es mehr eine Essensmeile, wo du eine Pause machen kannst. Wer extra nur wegen der Häuser nach Kopenhagen fliegt, könnte schnell enttäuscht werden – außer es ist ein Fotograf auf der Suche nach einem guten Motiv. 😉

Das Schloss Christiansborg

Wer nach einem guten und spannenden Stop in Kopenhagen sucht, dem kann ich das Schloss Christiansborg wärmstens empfehlen. Hier sitzt praktisch „Die Macht“ Dänemarks, denn in Christiansborg befindet sich nicht nur der Sitz des Ministerpräsidenten, sondern auch das Parlament und das Oberste Gericht, womit Dänemark die Exekutive, Legislative und Judikative alle in einem Gebäude zentralisiert. Es gibt aber zeitgleich viele Räume aus „alten Zeiten“, welche man besichtigen kann. Die „königliche Küche“ z.B., welche noch immer in einem sehr alten Stil gehalten worden ist. Auch der Thron kann besichtigt werden und während man dort steht und sich umsieht, bekommt man eine graue Vorstellung davon, wie es damals wohl so gewesen ist… zur Zeit des Schlossbau. Mit Liebe zum Detail wurde die gesamte Umgebung so gebaut, das jeder „normale Bürger“ sich direkt eingeschüchtert fühlen musste.

Das Schloss hat in der Vergangenheit viel mitgemacht… wurde beschädigt, ist abgebrannt – und doch wurde es immer wieder aufgebaut. Die Reste der ursprünglichen Mauer findet sich im Kellergewölbe mit vielen Geschichten über die alten Tage des Schlosses. Es ist stellenweise etwas eng und auch sehr schlecht ausgeleuchtet, aber das schafft eine sehr ehrfürchtige Atmosphäre, welche das gesamte Erlebnis abrundet. Nach dem Keller, findet sich direkt praktisch gegenüber der Reiterhof, welcher ebenfalls besichtigt werden kann. Pferde waren zu diesem Zeitpunkt keine da, aber eine riesige Sammlung alter Kutschen konnten begutachtet werden und es war unglaublich faszinierend zu sehen, wie sie sich im Wandel der Zeit verändert haben. Und neben dem Hof, gibt es auch noch die Kirche zu sehen, welche sich unmittelbar am Schloß befindet. Hier konnte offenbar der König direkt über eine Tür am Gottesdienst teilnehmen, ohne mit dem „Fußvolk“ in einer Reihe sitzen zu müssen und wie es sich für einen König gehörte, schaute er so von oben auf die Menschen herab.

Ein weiteres Schloss: Rosenborg

Ich sollte vielleicht direkt erwähnen, dass ich dieses Schloss nicht von innen begutachtet habe. Es war hier unendlich viel los und die Tageszeit auch schon gut fortgeschritten, weshalb ich nur außen herum lief, aber auch dies ist bereits ein kleines Highlight. Das Schloss Rosenborg ist nämlich umgeben von einem sehr großen und wunderschönen Garten, oder besser gesagt einem Park, der zum Verweilen oder spazieren einlädt. Große Bäume, gut gepflegter Rasen und ein groß angelegter Teich (Wohl eher Graben) rund um das Schloß mit einer Scharr an Fischen wirken nicht nur beeindruckend sondern ist auch schön anzusehen.

Umliegend befindet sich dann auch schon Sperrgebiet… Militärischer Sicherheitsbereich! Permanent läuft jemand mit sehr großem Gewehr auf und ab. Ich hab es beobachtet, eine gute halbe/dreiviertel Stunde lief der Soldat einwandfrei auf und ab. Interessant zu sehen, wie viele Schilder sich hier sammeln. Fotografieren verboten. Drohnen verboten. Rauchen verboten. Viele Verbote, die ich aber auch nachvollziehen kann. Zigarettenstummel verunreinigen nicht nur den Boden, sondern sie sehen auch nicht toll aus. Und das Kameras und Drohnen nichts in der Nähe von Militärbereichen zu suchen haben, ist jetzt auch nicht ungewöhnlich – Der Schilderwald hingegen schon. 🙂

Aus der Zeit gefallen: Der Freistaat Christiania

Wer einen kulturellen Schock sucht, der wird ihn hier finden. Der Freistaat Christiania ist praktisch nur eine Wohnsiedlung, welche komplett autonom agiert. Beim betreten des Geländes heißt eine Holzkonstruktion dich Willkommen, beim verlassen des Geländes siehst du auf der Rückseite des Willkommensbalken den Schriftzug „Sie betreten jetzt die EU“, was innerlich zu einem Lacher führte. Aber ja, man spürt den Unterschied schon deutlich. Jeder der hier wohnt, trägt etwas zur Gemeinschaft in Christiania bei und so halten sie ihren Freistaat am laufen. Natürlich wird auch hier viel Geld mit Merchandise Artikeln gemacht, diese sind aber zumeist selbst hergestellt. Eine echte Coca Cola sucht man hier vergeblich, stattdessen gibt es Eigenmarken, welche aber auch sehr lecker schmecken. Alles wirkt optisch nach „Revolution“ und „Aufstand“, und bringt dem ganzen einen unfassbar überwältigendem Vibe. Ein Ladenbesitzer hielt als Haustier einen Vogel.. ich glaube, es war ein Rabe (nicht der Vogel auf dem Bild!). Selbstverständlich nicht in einem Käfig, sondern frei. Sehr interessant zu sehen, wie der kleine Vogel neue Kunden begrüßte und sich um den Laden herum aufhielt, aber niemals wegflog.

In einigen Gebäuden finden sich dann auch Geschichten über die Gründung von Christiania und wie sich der Freistaat entwickelt hat. Kleiner Tipp: Wer den Freistaat einmal ablaufen möchte, wird viele alte Häuser finden, welche unbewohnt wirken, aber in Wirklichkeit bewohnt sind. Dabei ist die Strecke nicht in kurzer Zeit zu bewältigen, sondern etwas mehr als eine Stunde sollte man schon einplanen. Auf halber Strecke lässt sich kein Taxi rufen, denn in Christiania gibt es keinen Taxi-Service. 🙂

Ich kann gar nicht mehr viel darüber schreiben, wer sich für mehr interessiert, kann gern mal den Wikipedia Artikel dazu durchforsten. Ansonsten kann ich nur sagen: Lasst einfach die Bilder auf euch wirken.

Achtung Teuer! Nightlife in Dänemark

Während meines Aufenthalts, wollte ich auch mal 1-2 Bars besuchen und das dortige Bier probieren. Es ist ein Erlebnis, ja, aber lecker geht anders, soviel kann ich schon mal sagen. Ich habe an einem Abend auch mal probiert ein Cola-Bier zu bestellen, dabei wurde ich angeguckt, als wäre ich in Bayern. Der Mensch hinter der Theke hat nicht verstanden, was genau da jetzt bestellt worden ist. Unter Anleitung (und unter Protest) füllte er widerwillig das Glas mit Bier und dann mit Cola. Während des gesamten Aktes kam sein Vorgesetzter um die Ecke, welcher ihn einen guten Einlauf verpasste, weil auch dieser nicht verstand, was der Barkeeper hier gerade mit dem Bier veranstaltet. Auch hier erntete ich seltsame Blicke, aber am Ende habe ich das Bier dennoch bekommen. Ein Glas… 0,33l – Gute 6 Euro.

Am anderen Tag entschied ich mich, eine andere Bar auszuprobieren, wo es auch Weizenbier gab. Das trink ich ohnehin viel lieber, als ein Pils. Der „Schuppen“, und ja, so kann man das Ding nennen, schenkte hier Mixed-Bier aus. Weizen mit allem möglichen. Nur Cola wieder nicht, auch das fand der Barkeeper hier sehr seltsam und empfahl mir ein alternativ Gemisch welches auch so gar nicht mein Geschmack war. Weizen mit Blutorange in einem kleinen Glas für etwa 10 Euro. Schnäppchen!

In Summe kann ich sagen, dass lokale Bier hier nicht so besonders gut geschmeckt hat, dafür gab es in jedem noch so kleinen lokal immer gute Unterhaltung in Form von Live Bands o.ä.

Das Ende einer kurzen Reise

Das Ziel war, zum lachen nach Kopenhagen zu fliegen – aber auch wenn das Event nicht stattfinden konnte, war es doch eine tolle Zeit, die ich vor allem mit vielen Schritten (ca. 30.000 je Tag) bewältigt habe. Kopenhagen bietet viele Interessante Orte und spannende Geschichten, weshalb ich es nicht bereut habe, dennoch dorthin geflogen zu sein. Da das Event nicht per se abgesagt worden, sondern auf kommendes Jahr verschoben worden ist und die Tickets somit ihre Gültigkeit behalten, kann ich sagen: Ich komme wieder! Und ich freue mich darauf!

Kategorisiert als: