Einleitende Worte sind in diesem Fall überflüssig, denn die Überschrift verrät es bereits: Ich bin seit kurzem stolzer Besitzer eines Wohnwagens! Was es beim Kauf zu beachten gab, wie hoch der Verbrauch ist und wie mein erster Trip so verlief, das erfahrt ihr hier in diesem Beitrag.
Gut und günstig: Der Weinsberg CaraOne 390QD
Wohnwagen ist nicht gleich Wohnwagen. Ich denke da erzähle ich euch nichts Neues. Es gibt sie in klein und süß bis hin zu echten übergroßen Luxus-Schlitten. Ich fahre ein Tesla Model 3 SR+ aus Mitte 2019, weshalb es für mich wichtig war, einen Wohnwagen zu ziehen, welcher nicht all zu schwer ist. Zum einen, um Batterieschonender zu sein und zum anderen hat das Model 3 nur 1000 kg Zuglast. Einen Wohnwagen zu finden, welcher hier perfekt passt war keine so leichte Aufgabe, da auch ich gewisse Ansprüche an den Wohnwagen hatte. Zum einen war mir wichtig, dass eine Toilette und eine Küchenzeile inklusive Kühlschrank enthalten war. Gerade bei der Toilette ist es nicht selbstverständlich, wenn es ein kleiner und leichter Wohnwagen sein soll. Dann war mir ein Bett mit 140cm Breite wichtig, damit ich auch ordentlich Platz habe – Schließlich wollte ich mich so fühlen, als würde ich auch Zuhause im Bett liegen. Als letztes war mir noch wichtig, eine kleine Sitzgruppe dabei zu haben, welche zur Not auch zu einem kleinen Bett umgebaut werden kann um eine zusätzliche Schlafmöglichkeit zu verfügen. Was sich erst mal nach einer Basis Ausstattung anhört, wird schnell zu luxuriösen Wunschvorstellungen wenn du versuchst alle Lasten einzuhalten. Man darf nicht vergessen: Sobald das Teil auf Reisen geht, wird es natürlich noch beladen und glaubt mir: Vorzelt, Campingmöbel und Energie kann schnell ins Gewicht gehen. Zudem kommt noch hinzu, dass nur weil ein Wohnwagen mit einem Leergewicht von, sagen wir mal, 900kg beworben wird, heißt das noch lange nicht, dass er am Ende auch nur 900kg wiegen wird, denn die Hersteller haben hier Toleranzen.
Ich informierte mich also lange Zeit vorab im Internet, schaute YouTube Videos und laß Tests. Ich wollte die perfekte Kombi, den perfekten Aufbau mit einem guten Leergewicht damit ich Toleranzen aushalten und auch noch das eine oder andere Zuladen kann. Im Internet stolperte ich über zwei spannende Wohnwagen, beide von Weinsberg: Der CaraOne 390 PUH und der CaraOne 420 QD. Der 390 PUH hatte mich sofort begeistert, da er eine große Sitzgruppe bietet, welches sich zu einem großen Bett umbauen lassen lässt. Zudem gab es hier ein gut verstecktes Hub-Bett welches einfach sehr attraktiv war. Allerdings war der 390 PUH sehr schwer und viel bereits raus, da keine Luft mehr für eine kleine Zuladung hatte. Der 420 QD war die Alternative. Er hatte alles was ich mir wünschte. Die Katze im Sacke wollte ich jetzt aber nicht kaufen, weshalb ich eine Messe besuchte um mir ein besseres Bild von der “Eierschale” machen zu können. Aber auch hier war ich mir beim Gewicht unsicher. Eigentlich passte es, da ich mich irgendwo zwischen 900-950kg Leergewicht bewegt hatte, aber mit 3-4 Zusatzfeatures (Fliegengittertür, Kombi Rollos, Umluftanlage, größerer Wassertank, da Standard nur 15 Liter!) kam ich der 1000kg Grenze gefährlich nah. Und dann stand da der Weinsberg CaraOne 390 QD. Praktisch der 420 QD in etwas kleiner. Wirklich nur minimal aber vom Aufbau her sehr identisch. Leergewicht inklusive den ganzen Features welche ich eben aufgeführt habe wahnsinnige 905kg. Angegeben war er mit 870kg, aber die Toleranz hat mir dann noch mal 35kg beschert. Dennoch ist es der ideale Wohnwagen mit allen Wünschen welche ich habe plus den zusätzlichen Komfortfeatures. Und dabei immer noch so leicht.
Den CaraOne 390 QD gibt es auch als “CaraCito”. Hier wäre es ein rein elektrischer Wohnwagen geworden ohne die Möglichkeit eine Gasflasche anschließen zu müssen. Das verringert zum einen das Gewicht, da die ganze Gas-Technik fehlt, zeitgleich spart man einige Kilogramm da keine Gasflasche mit herumgeführt werden muss. Der Nachteil ist jedoch, dass wenn man frei stehen mag, dann wird es mit “nur Strom” sehr schnell sehr eng. Oder am Campingplatz sehr teuer, da der Strom hier wirklich Wucher ist. Aus diesem Grund habe ich mich dagegen entschieden und auf Gas gesetzt.
Verbrauch des Tesla mit einem Wohnwagen
Wer sich ein Wohnwagen an seinen Tesla klemmen möchte, der muss sich unweigerlich irgendwann die Frage stellen:“Wie hoch ist der Verbrauch im Tesla mit einem Wohnwagen?”. Auch ich habe mir im Vorhinein diese Frage gestellt und auch ein paar Berichte gelesen. Es finden sich nicht viele mit einem Model 3 und noch weniger mit einem Model 3 SR+. Zumal ich auch noch ein Model 3 mit Baujahr 2019 besitze, hier war die Batterie wirklich klein (WLTP 409km). Der Ernüchterung kam schnell: Viele Tests welche ich gefunden habe, sind einfach nicht echt. Anders kann ich es mir nicht erklären. Oder es liegt am Allrad Antrieb, dass hier geringere Verbräuche erzielt werden, als ich erzielen konnte.
Auf einer Strecke von 400 Kilometern, hatte ich einen durchschnittlichen Verbrauch von 380wh/km (oder 38 kWh/100 km). Es gab auch Abschnitte, wo ich stellenweise bei 300wh/km ankam, aber wirklich tiefer ging es nie. Da war ich dann aber auch dicht hinter einem LKW mit 85 km/h unterwegs. Windschatten und niedrige Geschwindigkeiten brachten mir also gute 150 Kilometer Reichweite. Wer also mit 80 km/h unterwegs ist (maximal darf man mit einem Wohnwagen 100 km/h fahren), muss nach gut 2 Stunden Fahrtzeit raus zum laden. Und dann hieß es: Nicht bis auf 80% sondern schon über 90% – blöderweise bricht die Ladekurve ja immer weiter ein was zusätzliche Zeit bedeutet.
Laden ist übrigens das Stichwort, denn das gestaltet sich mit einem Wohnwagen am Tesla – oder jedem anderen Elektroauto – etwas schwierig, da die Ladesäulen nur sehr selten so gebaut sind, dass man auch mit einem Wohnwagen an die Säule fahren kann. Das bedeutet: Wohnwagen parken, aussteigen, abkuppeln, ggf. gerade schieben und sichern. Anschließend wieder einsteigen und ab an die Säule. Nach dem laden dann einmal das Spiel Rückwärts. Es klingt stressig, ist es aber eigentlich gar nicht, da nach dem dritten mal die Handgriffe sitzen und es sehr fix geht. Dennoch: Wann immer ich eine Fastned Ladesäule sehe, nehme ich sie mit, da das Abkuppeln hier mit etwas Glück entfällt.
Aber lasst uns noch mal ganz kurz zum Verbrauch schwenken, denn ich habe eine Kleinigkeit vergessen. Wir wissen: Die Reichweite eines Elektroautos ist auch Wetterabhängig. Nicht nur bei Kälte verlieren wir ein paar Prozent, sondern auch bei Gegenwind. Das spürt man in der Regel nicht, da die Autos so gebaut sind, dass der CW Wert niedrig und damit auch der Verbrauch niedrig bleibt. Mit einem Wohnwagen hinten dran zieht man jedoch eine Menge Fläche mit sich, welche den Luftwiderstand unglaublich erhöht. Ich hatte auf einer Strecke Gegenwind mit Windgeschwindigkeiten um die 30 km/h und leichten Regen. Hier war der Verbrauch signifikant größer und ließ sich während der Fahrt leicht errechnen: 1 Kilometer = 1 %. Bei 80% war da nach spätestens 80 Kilometern Schluss. Das macht wirklich keinen Spaß.
Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Verbrauch etwas mehr als doppelt so hoch ist wie der normale Verbrauch ohne Wohnwagen. Mit einem Model 3 SR+ ist das durchaus machbar – Mit einem Long Range aber deutlich entspannter, da hier nicht nur die größere Batterie für mehr Entspannung sorgt sondern auch die Ladegeschwindigkeit etwas höher ist. So gestaltet sich ein Trip nicht all zu schnell zum Trauerspiel.
Tesla, Trailer Mode und das Fahrverhalten
Wer eine Anhängerkuppel bei Tesla gekauft hat, bekommt den Trailer Mode zusätzlich freigeschalten. Wer eine Anhängerkupplung für seinen Tesla nachrüsten möchte, hat diesen meist nicht. Empfehlung: www.die-verkuppler.de! Hier wird eine Anhängerkupplung nicht nur fachmännisch verbaut, sondern auch der Trailer Mode freigeschalten. Und ja, der Trailer Mode ist bei der Benutzung der Anhängerkupplung sehr zu empfehlen, denn hier wird bei aktiviertem Tempomat gleich mal ein höherer Bremsweg einkalkuliert und ein größerer Abstand eingehalten. Zusätzlich wird die automatische Spurkorrektur deaktiviert, was enorm wichtig ist um keine vom System her abrupten Bewegungen zu forcieren. Außerdem wird der Autopilot gänzlich deaktiviert, alles andere wäre auch fahrlässig. Ebenfalls spannend: Die Kalkulation der Reichweite wird angepasst – allerdings passt diese nicht zu 100%, da der Tesla nicht weiß, wie groß und schwer das Anhängsel ist, aber es ist schon mal etwas genauer als ohne Trailer Mode.
Spannend war für mich dann die erste Fahrt mit dem Wohnwagen, da sich das Fahrzeug ja grundsätzlich anders verhält, allerdings nicht viel anders als bei einem Benziner/Diesel. Das doch sehr straffe Fahrwerk des alten Tesla Model 3, lässt die Fahrt als Gespann dann doch etwas ruppiger wirken, da es gut und gerne mal poltert und ruckt, jedoch ist das nichts, was irgendwie unnormal wäre, man spürt es nur intensiver. Das war für mich erst mal sehr ungewohnt, doch ging das ganze nach einigen Kilometern in Fleisch und Blut über. Da Wohnwagen nichts anderes als gebremste Anhänger sind, war auch direkt die Rekuperation dahin. Sobald ich vom Gas (Strom?) ging, stauchte sich unweigerlich die Auflaufbremse zusammen und die Rekuperation brachte keinen (kaum) Strom in die Batterie. Ich habe dann relativ zügig die Rekuperation ausgeschalten bzw. auf ein Minimum gestellt, da das Fahrverhalten auf nasser Fahrbahn tendenziell schlechter wurde, zumindest vom Gefühl her. Ist aber auch klar, denn wenn du etwas Geschwindigkeit verringern magst und von hinten noch mal 1000 kg drücken, dann ist dies für die Haftung nicht sonderlich förderlich.
Aber es gibt auch ein paar positive Aspekte, wenn du mit einem Elektroauto einen Wohnwagen ziehst. Bergauf fahren war für mich ein leichtes, da das Auto genau so reagiert wie ohne Wohnwagen (nur einen kleinen tick langsamer). Mit einem Benziner kommt man hier schnell ins schwitzen und vor allem ins Schalten (sofern kein Automatikgetriebe). Die wahnsinnige Kraft des Elektromotors wird hier konsequent abgerufen und sorgt hier, mit einem Wohnwagen, weiterhin für eine flüssige Fahrt. Außerdem, und das ist jetzt mehr oder weniger Tesla spezifisch, brauchst du natürlich Spiegelverlängerungen, jedoch lässt sich – jedenfalls beim CaraOne 390 QD – auch mit den Totwinkelkameras hervorragend fahren. Da die Spiegelverlängerungen stellenweise wackeln bzw. vibrieren ist es angenehmer die verbauten Kameras zu verwenden. Und zu guter letzt macht das rangieren wirklich keine Mühe. Kein ständiges Schalten oder mögliches Ruckeln beim Versuch langsam anzufahren, sondern ein fließendes Gleiten wie man es von einem Elektroauto gewohnt ist.
Fazit
Ich werde noch einige Touren machen müssen um mich besser einzuspielen und noch mehr Erfahrungswerte zu sammeln, welche ich dann hier auch alle Teilen werde, doch für den Start bin ich erst mal weder positiv noch negativ überrascht. Der Verbrauch ist in meinen Augen sehr hoch, was die Reichweite zu stark schmälert, allerdings kann dann hier das LongRange bzw. ein Elektroauto mit größerer Batterie punkten. Schön finde ich aber das Fahrgefühl in der Stadt und beim rangieren. In meinen Augen lässt sich auch das Tesla Model 3 SR+ als Zugfahrzeug für einen Caravan nutzen, doch wer beim Elektroautokauf noch unentschlossen ist, dem rate ich definitiv zur Long Range Variante. Ansonsten macht es Sinn, mit dem Standard Range Plus eher kleine Strecken anzuvisieren bzw. sich eher innerhalb von Deutschland zu bewegen.
Solltest du, der diesen Beitrag hier gerade ließt, jetzt Fragen haben, so schreib sie gerne in die Kommentare und ich antworte so schnell ich kann. Aber auch wenn du selbst schon Erfahrungen sammeln durftest, teile sie uns allen gern mit.
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