Oh oh oh… was ist denn da los? Ganz schön reißerische Überschrift und wenn ich ehrlich sein soll, hab ich sie sogar abgemildert, da ich erst im Kopf hatte „Tesla Model 3 nach 200.000 Kilometer – Jetzt ist er Defekt!“. Ja, meine Lieben… heute geht es um mein Auto und um eine Push Nachricht auf meinem Smartphone, welche mir Sorgen bereitete.

Mein leiser Begleiter

Unzählige Stunden und viele Kilometer habe ich in den komfortablen Ultraleather-Sitzen verbracht während mich das Gefährt quer durch Europa schubste. Besonders gefallen hat mir in der Zeit immer die übergroße Navigation, die nahtlose Integration von Spotify und Apple Music als auch der Camping Modus, weil so das Übernachten im Auto auch an kalten Tagen ohne Probleme machbar ist. Auch der Fahrstil welches dieses Auto mit sich brachte, machte meine Road Trips einmalig. Flüsterleise (noch ohne externen Lautsprecher) und zackig schwebte ich über die Straßen und kam grundsätzlich sehr erholt an meinen Zielen an, egal wie weit sie auch weg waren. Und obwohl das Auto über all diese Strecken sehr wartungsarm ist, war es nicht fehlerfrei, denn 1-2 Mängel gab es schon.

So schreiten mich nach den ersten 30.000 Kilometer die Querlenker an. Junge, was hat das gequietscht und gescheppert. Überraschend kam das für mich damals nicht, weil ich bereits laß, dass die Querlenker schnell Probleme bereiten, da offenbar die sehr schwere Batterie schnell das Material ermüden ließ. Erst dachte ich mir „Neiiiin.. warum ich!?“ aber dann ging ich das Problem an – und es wurde schnell gelöst. App auf >> Service in zwei Minuten buchen >> Das Auto nach FFM bringen und nach zwei Stunden wieder heimfahren. Da ich noch in der Garantie war, lief das selbstredend alles kostenfrei. Seitdem haben die „neuen“ Querlenker keine Probleme mehr gemacht – es scheinen auch andere Querlenker gewesen zu sein, da sich die Teilenummer änderte. Doch mit den Querlenkern alleine, war noch nicht Schluss, denn nach 55.000 Kilometern – mitten im Winter – fiel die Heizung aus. Das Tesla Freunde Forum war voll mit Meldungen wo dies geschehen war, allerdings betraf es dort die ersten Modelle mit einer Wärmepumpe… und die hatte mein Model 3 noch gar nicht. Ich öffnete also die Tesla App, buchte einen Service, fuhr wenige Tage später ins SeC und diesmal dauerte die Reparatur vier Stunden, aber immerhin musste ich keinen Tag auf mein Auto verzichten.

Das waren eigentlich die zwei größeren Probleme in all der Zeit, aber es gab auch kleinere „Schmerzen“.

Kann das mal wer fixen!?

So streikte irgendwann auf der linken Seite das Fenster der hinteren Tür. Das ist deshalb ärgerlich, weil die Türen rahmenlos sind und beim schließen selbiger, fährt die Scheibe in die Karosserie. Da sie sich nicht mehr absenken lässt, ist damit praktisch die Tür unbenutzbar geworden. Das ganze ist mir nach 79.000 Kilometer passiert – also noch 1.000 Kilometer in der Garantie – doch da ich diese Tür nie nutze, ist es mir entfallen und ich habe es bis heute nicht reparieren lassen. Die Reparatur kostet nach KVA 350 Euro und für eine Tür welche ich eigentlich nie benutze, sind es mir die 350 Euro irgendwie nicht wert. Vielleicht nehm ich sie irgendwann mal auseinander und schaue wo es hakt.

Im Sommer 2022 fing auch mein Lenkrad an seltsame Verformungen anzunehmen. Also, Verformungen im Material – Winzige Verformungen welche man nur leicht spüren konnte. Mit der Zeit blätterte hier der Bezug ab. Nichts wildes, nur einfach unschön. Auch dieses Manko trage ich seitdem mit mir herum und habe ich bisher nicht reparieren lassen, da es nicht weiter stört. Es ist inzwischen auch ziemlich groß aufgerissen, doch bietet es eigentlich eine nette Funktion: Beim „durch die Hände gleiten lassen“ stoppt es viel einfacher an der aufgerissenen Stelle. 😀

Interessant auch: Hier und da zeigt mir der Service Mode an, dass meine Innenraumkamera nicht initialisiert werden konnte. Das ist schon seit Jahren so. Wenn ich sie aber bewusst öffne, dann zeigt sie ein Bild. Auch das schauen durch die Kamera in der App, wenn der Dog Mode aktiviert ist, klappt stets zuverlässig. Lustig…

Alle anderen Fehlerchen sind Softwareseitiger Natur. Der Browser wird immer träger, was sicher auch am alten Intel Atom liegt, welcher in meinem Auto werkelt. Die „neueren“ Modelle mit AMD Ryzen Prozessor sind hier geschmeidiger unterwegs. Auch YouTube und Netflix sind inzwischen schwierig zu benutzen. Gut, zugegeben ich benutze die Streaming Apps eigentlich so gut wie nie, aber wenn ich es mal tue, dann dauert es bis ich ein Video ans laufen bekomme, da ich mich erst zum Video hinruckeln muss. Gerade wenn ich sehe auf was für alten Maschinen z.B. Damn Small Linux rennt und wie flink der Browser hier agiert, dann frag ich mich, ob man nicht einfach etwas mehr Effort in die Optimierung der Webkomponenten stecken könnte?

Was aus meiner Sicht aber dringend (Dringend!!) gefixt gehört, ist die Verteilung neuer Software. Ich erinnere mich an 2019, als ich den Tesla im SeC abholte. Zwei Tage später kam das erste Update – und nach dem Update hatte ich plötzlich mehr Leistung und eine bessere Effizienz. Nur 4 Wochen später kamen neue Kleinigkeiten und als ich erstmalig das Holiday Update bekam, warf es mich vom Hocker. Das war ein Feuerwerk an neuen Features! Darauf folgend gab es alle 4-8 Wochen mindestens eine Neuerung, welche nützlich war oder das Auto in Summe angenehmer machten. Mit dem nächsten Holiday Update sah man auch sofort, dass es nicht nur ein Update war sondern eine neue Betriebssystem Version. Das User Interface änderte sich grundlegend, nahezu alle Bestandsapps wurden neu gedacht und modernisiert und obendrauf kamen wieder eine Menge neuer nützlicher Tools und Spielereien. Inzwischen kommen die Updates eher alle 12-16 Wochen und in den Release Notes handelt es sich dann zumeist um Bugfixes. Und ja, ich weiß dass die AMD Fraktion hier ab und an mehr bekommt, aber eben auch keine neuen nützlichen Dinger mehr, denn die sind zur Rarität geworden. Auch die Holiday Updates verkommen dazu, eher Kleinigkeiten zu implementieren, welche Tesla vor fünf Jahren noch ohne Ankündigung ausgerollt hätte. Ich verstehe den Fokus auf FSD und ich verstehe, dass einem irgendwann auch mal die Ideen ausgehen, doch denke ich ist das Problem viel mehr die Größe des Teams welches sich um die Entertainment Funktionen kümmern darf. Mal ernst Party People, was hindert euch daran einen App Store anzubieten? Überlasst anderen Entwicklern das Feld für spaßige Apps, denn diese haben meist viel mehr kreative Ideen als ein eingeschworenes Team welches schon lange am selben Projekt arbeitet.

Fairerweise mag ich noch anmerken, dass das ernsthaft meckern auf sehr hohem Niveau ist. Ich meine, ich hab ja alles. Sei es eine tiefe Integration von Apple Music in das Media Center, oder die Anzeige einer Wetterüberlagerung bei der Navigation. Games, intelligente Steuerungen, und ein paar Spielereien machen das Auto weiterhin perfekt.

Und jetzt? App meldet Batteriedefekt!

Wisst ihr, wenn es kälter draußen ist – aber trocken – dann fühlt es sich immer sehr erholsam an einfach draußen zu sein. Weniger erholsam ist es, wenn plötzlich die Tesla App euch meldet „Achtung! Batterie defekt! Buchen Sie jetzt einen Servicetermin“. Da fragt man sich ganz fix „Ähhh.. what!?“. Mir fiel schon 1-2 Tage zuvor auf dass etwas nicht stimmte. Mein Auto parkte nicht in der Garage, sondern draußen an der Straße. Wenn ich in die Nähe kam hörte ich, wie die Hochvoltschützen klackten und das ohne Interaktion. Ich schaute in die App und stellte fest, dass mein Auto bereit aufgewacht war. Seltsam, aber ich dachte mir nichts weiter dabei. Im laufe des selben Tages als auch am Tag darauf, beobachte ich wie mein Auto sich eigentlich gar nicht mehr schlafen legte. Auch meine Frau berichtete mir von einem „klacken von deinem Auto“. Ich dachte erst, vielleicht hilft es ja die ausstehenden Updates mal zu installieren, möglicherweise ist das irgendein Bug den ich so bereinigt bekomme. Ich klinkte das Auto also ins WLAN und erhielt dann recht schnell eine Nachricht auf dem Fahrzeugscreen als auch auf dem Smartphone: „Achtung! Batterie defekt! Buchen Sie jetzt einen Servicetermin“.
Auf dem Fahrzeugscreen tauchte zeitgleich auf, dass das Update nicht mit defekter Batterie durchgeführt werden kann und das ich mich diesbezüglich beim Support melden soll.

Unumstößliche Verbrennerfahrer haben sich vermutlich beim lesen dieses Artikels gedacht „HA! Selber Schuld! Wer kauft sich auch schon ein E-Auto?“ – diesen möchte ich sagen: So geschrieben war der Post nur für euch! Denn der Fehler kam nicht von der Hochvoltbatterie, sondern von der 12V Batterie wie sie jedes Auto besitzt. 😉
Das Teil hatte schlicht eine sehr fortgeschrittene Degradation… Und so wie die Batterie bei einem Verbrenner über die Lichtmaschine geladen wird, so lädt sich die 12V Batterie über die HV Batterie auf. Deshalb hörten wir auch ständig die Hochvoltschützen klacken – das Auto wollte die 12V Batterie laden, aber das funktionierte nur noch in geringem Maße, da diese schlicht schon zu sehr gealtert war.

Ich hatte dann drei Lösungsmöglichkeiten zur Auswahl:

  1. Passende Batterie kaufen und selbst verbauen (ca. 140 Euro)
  2. Einen Tesla Ranger rufen (199 Euro)
  3. Ins SeC fahren (199 Euro)

Da ein 12V Batteriewechsel schnell von der Hand geht, wollte ich eine passende Batterie kaufen, allerdings ist Tesla sehr restriktiv und das Auto streikt schneller als man gucken kann, wenn die Batterie nicht sauber passt. Nach vielem googeln fand ich heraus, dass es zwei Batterien gibt, wo das Model 3 in der Regel nicht meckert, nachdem sie angelernt worden ist. Allerdings gab es dafür keine Garantie dass es auch wirklich funktioniert und die Lieferzeit der Batterien waren mindestens eine Woche, doch solange wollte ich nicht warten, da die Gefahr bestand, dass das Auto sich irgendwann nicht mehr öffnen lässt.

Also wollte ich Option 2 in Anspruch nehmen. Tesla bietet dir bei all den Arbeiten wo es keine Hebebühne braucht an, einen Techniker vorbei zuschicken. Das kostet nichts extra und ist unkompliziert – allerdings muss so ein Techniker auch Zeit haben. Der nächste Ranger Termin wäre dann vier Tage in der Zukunft gewesen. Alternativ blieb dann nur noch das Service Center und seitdem es ein SeC in Gießen gibt und ich nicht mehr bis Frankfurt bummeln darf, ist eine Fahrt dorthin wirklich in wenigen Minuten erledigt. Und zufällig hatte das SeC noch am selben Tag einen Termin für mich frei. Also, fix gebucht und losgefahren.

Angekommen am SeC war es dann auch gewohnt super einfach. Das Auto wird einfach in der „Service Drop Off Area“ geparkt und per App bestätigst du, dass das Auto zum Service nun bereitsteht. Ab jetzt kümmert sich Tesla um das Auto und du kannst sofort losziehen und andere Dinge erledigen. Den ganzen Prozess kannst du per App nachverfolgen, was aber nicht nötig ist, denn sobald dein Auto fertig ist, bekommst du per push eine Nachricht auf dein Smartphone, dass du dein Auto wieder abholen kannst. Zurückgelaufen stand es dann auch angeschlossen an einer kostenfreien Ladesäule von Tesla. Zu meinem erstaunen haben sie neben dem Batterietausch zusätzlich kostenfrei den Boden noch ausgesaugt und die Frontkamera gereinigt. Die prognostizierte Dauer wurde mit 2,5 Stunden angegeben. In Summe hat der ganze Spaß jedoch nur knappe 90 Minuten gedauert und ich habe während des gesamten Prozesses nicht einen einzigen Menschen gesehen. Seltsame Welt. Trotzdem empfinde ich den Service als sehr effizient, denn wenn ich an meinen Bruder denke, welcher für Softwareupdates sein Auto drei Tage in einer Werkstatt abgeben muss (Citroen), dann wird mir schwindelig.

Was die Zukunft bringt

Mit der neuen Batterie ist das Auto wieder „gut zu Fuß“ unterwegs – und dennoch wird es im kommenden Jahr etwas mehr Wellness fürs Auto geben. Geplant ist, dass ich endlich die kleinen Fehler welche ich oben ansprach nun endlich beseitigen lassen. Ich werde mir einen Lenkradbezug bestellen und das gute Stück neu beziehen. Ich weiß nicht, ob es mich dann hinterher stört, da der Grip ein anderer sein wird, aber das werde ich herausfinden. Für den Fall dass es mich nervt, ersetze ich das gesamte Lenkrad. Falls ich aber mit dem Bezug klarkomme, investiere ich das Geld in die defekte Hintertür bzw. Fensterscheibe, denn auch wenn es mich nicht sonderlich stört, da ich sie nie nutze, gibt es ganz selten doch den Moment, da will man sie einfach öffnen. Außerdem muss ich dann nicht mehr aufpassen, dass niemand dort versehentlich einsteigt. 😉

Danach gibt es einmal einen Klimaservice, da ich denke, dass das Kältemittel inzwischen nicht mehr in ausreichender Menge vorhanden ist, da die Klima zwar noch kühlt, aber nicht mehr so wie zuvor. Früher, nach 10 Minuten Vorklimatisierung, hatte ich das Gefühl es schneit aus der Lüftung, heute ist es mehr so ein lauer Ventilator. Bevor hier also irgendwas kaputt geht und teuer wird, will ich hier mal nicht all zu knauserig sein und dem Auto ein wenig Klimapflege gönnen. Im selben Atemzug tausche ich dann noch die Luftfilter. Die liegen schon seit drei oder vier Jahren im Schrank… wird mal Zeit, dass die Babys eingebaut werden. Und zu guter Letzt wird nach einer Reinigung noch eine Ozonbehandlung durchgeführt, damit auch die letzten Viren und Bakterien absterben. Auch das ist längst mal überfällig. Außerdem denke ich darüber nach das Öl im E-Motor wechseln zu lassen. Lt. Tesla nicht notwendig, doch Videos zeigen, dass das Öl nach der Laufleistung gut schwarz ist und damit ist die Schmierfunktion praktisch nicht mehr existent. Und zu guter letzt werde ich die Bremsen mal erneuern. Da schleift zwar nichts, da brummt auch nichts und bremsen tun sie immer noch ganz gut – allerdings sind die nun seit 200.000 Kilometern auf dem Auto, ich denke, da darf auch mal was frisches her. 😀
Falls es mich packt, bau ich auch noch das Koni-Fahrwerk ein, das wäre ein echtes Upgrade, aber so richtig brauchen tu ich es nicht und für spätestens 2027 steht eigentlich ein Upgrade des Autos an, sodass sich das vielleicht nicht mehr lohnt. Mal sehen…

Was ich sagen kann ist, dass ich bis hierhin nur die 199 Euro Batterietausch als echte „Werkstattkosten“ hatte, nach den 200.000 Kilometer. Dass mal neue Reifen fällig werden oder die Wischblättert erneuert werden müssen, ist ja nun etwas dass jedes Auto erlebt und würde ich nicht als „Wartungskosten“ empfinden. Im Vergleich zu meinem alten Audi A3 ist das dennoch günstig, denn dort hätte ich die Bremsen schon 5x gewechselt, und schon einige male einen Ölwechsel gemacht. Vielleicht auch mal eine Zündkerze und ganz sicher den Keilriemen gewechselt. 😉

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