Als E-Auto Enthusiast, freu ich mich über jedes Elektroauto welches mir auf der Straße begegnet und doch mach ich mir etwas Sorgen über das Fleckchen Erde auf dem wir wohnen. Als Auto-Nation, die wir heute schon kaum mehr sind, scheint uns der Zukunftsmarkt zu entgleiten. Deutschland war über Jahrzehnte hinweg das Synonym für Automobilbau. Namen wie VW, Mercedes, Audi und BMW prägten nicht nur den heimischen Markt, sondern genossen weltweit einen exzellenten Ruf. Deutsche Ingenieurskunst stand für Qualität, Luxus und Effizienz. Doch diese Ära scheint ihrem Ende entgegenzugehen. Die Zukunft gehört den E-Autos – und diese werden nicht aus Deutschland kommen. Stattdessen übernimmt China zunehmend die Führung im globalen Automarkt. Wie konnte es dazu kommen? Und was bedeutet das für die deutsche Autoindustrie? Ein Blick auf die Entwicklungen zeigt: Der Wandel war absehbar, aber Europa hat ihn verschlafen.
Warum China so erfolgreich ist
Noch vor wenigen Jahren spielten chinesische E-Autos auf dem deutschen Markt keine Rolle. Ihr Anteil an Neuzulassungen war verschwindend gering – gerade einmal 0,2 %. Doch dann kam die Wende: Innerhalb von nur drei Jahren stieg dieser Anteil auf 5,5 %. Das mag im Vergleich zu etablierten Herstellern noch wenig erscheinen, doch es zeigt eine klare Tendenz: Chinesische Marken wie BYD, Nio oder Xpeng dringen immer weiter in den europäischen Markt vor – und sie tun dies mit Nachdruck. Dieser Trend ist kein Zufall. Statt auf Verbrennungsmotoren zu setzen, haben chinesische Hersteller frühzeitig erkannt, dass die Zukunft elektrisch ist. Während in Europa noch über synthetische Kraftstoffe und Wasserstoff diskutiert wird, hat China seine gesamte Automobilindustrie konsequent auf E-Mobilität ausgerichtet. Und das zahlt sich jetzt aus.
Die wichtigste Komponente eines E-Autos ist die Batterie – und hier hat China einen entscheidenden Vorsprung. Seit Jahren dominiert das Land die Produktion von Batterien und deren Vorprodukten. Mehr als 90 % der weltweiten Produktionskapazitäten für Kathodenmaterialien und 97 % für Anodenmaterialien liegen in China. Doch das ist nur die halbe Geschichte.
Lange Zeit setzten Hersteller auf NMC-Batterien (Nickel-Mangan-Kobalt), die eine hohe Energiedichte bieten. Doch Kobalt ist teuer und problematisch in der Beschaffung – sowohl ökologisch als auch ethisch. Deshalb hat sich in China ein neuer Standard durchgesetzt: LFP-Batterien (Lithium-Eisen-Phosphat). Diese Akkus enthalten keine kritischen Rohstoffe wie Kobalt oder Nickel, sind günstiger in der Herstellung, langlebiger und sicherer. In Europa liegt der Anteil von LFP-Batterien bei Neuwagen noch unter 10 %, während sie in China bereits in zwei Dritteln aller neuen Elektroautos verbaut werden.
Doch China geht noch weiter: Mit den gerade erst marktreifen Natrium-Ionen-Batterien steht eine neue Technologie bereit, die noch günstiger und ressourcenschonender ist. Auch hier zeigt sich Chinas Dominanz – sowohl bei der Produktion als auch bei der Weiterentwicklung dieser Technologien.
Ein weiterer Grund für Chinas Erfolg ist die sogenannte vertikale Integration. Unternehmen wie BYD kontrollieren nahezu alle Produktionsschritte selbst – von der Rohstoffgewinnung über die Batterieherstellung bis hin zur Fahrzeugproduktion und Logistik. Das reduziert Kosten erheblich und macht sie unabhängig von externen Zulieferern. BYD ist so zum weltweit größten Hersteller von E-Autos aufgestiegen und hat Tesla überholt – ein Unternehmen, das zuvor selbst für seine vertikale Integration bekannt war.
Währenddessen stagniert Europa in Sachen Innovation. Deutsche Hersteller binden immer noch Kapazitäten für die Entwicklung von Verbrennungsmotoren – ein Relikt aus einer vergangenen Ära. Ein Beispiel dafür ist die Forschung an Feststoffbatterien – einer Technologie mit enormem Potenzial: Sie bieten eine höhere Energiedichte, mehr Sicherheit und kürzere Ladezeiten. Doch während mehr als die Hälfte aller wissenschaftlichen Publikationen zu diesem Thema aus China stammt, wird in Deutschland ab nächstem Jahr keine staatliche Förderung mehr für Batterieforschung bereitgestellt.
Politik als Motor des Wandels
Chinas Erfolg ist kein Zufall – er wurde politisch gefördert. Seit 2009 setzt die chinesische Regierung auf E-Mobilität: Kaufprämien machen E-Autos erschwinglich, Steuerbefreiungen und Subventionen fördern sowohl Hersteller als auch Verbraucher, und eine flächendeckende Ladeinfrastruktur sorgt für Alltagstauglichkeit.
In Europa hingegen fehlt eine klare Vision. Statt konsequenter Maßnahmen gibt es Diskussionen über Ausnahmen für Verbrenner oder das Ende von Kaufprämien. Strafzölle auf chinesische Autos sollen den Wettbewerb schützen, könnten jedoch auch europäische Hersteller treffen, die in China produzieren oder Joint Ventures eingehen. Während der Anteil von E-Autos in Deutschland zuerst stagnierte (2023 lag er bei nur 18 %) und zuletzt sogar rückläufig war (2024 lag er bei 15%) steigen die Zahlen in anderen Ländern rapide an: In Norwegen waren letztes Jahr bereits über 80 % aller Neuwagen elektrisch; auch Schweden, Island und die Niederlande verzeichnen hohe Wachstumsraten. Chinesische Hersteller nutzen diese Dynamik geschickt aus und drängen mit günstigen Modellen auf den europäischen Markt. Ein Beispiel ist der BYD Atto 3, der in China umgerechnet nur 18.000 Euro kostet – in Deutschland jedoch fast doppelt so viel.
Was muss Europa tun?
Die Zeit drängt: Wenn Europa im globalen Automarkt eine Rolle spielen will, braucht es dringend eine klare Strategie:
- Förderung von Forschung und Innovation: Technologien wie Feststoffbatterien müssen stärker unterstützt werden.
- Ausbau der Infrastruktur: Eine flächendeckende Ladeinfrastruktur ist essenziell.
- Günstige Kleinwagen: Europäische Hersteller müssen endlich massentaugliche Modelle entwickeln.
- Klarheit in der Politik: Statt endloser Debatten braucht es verbindliche Ziele und Maßnahmen.
China hat gezeigt, wie man durch langfristige Planung und gezielte Investitionen eine Branche revolutioniert. Während Europa noch zögert, setzt China seinen Erfolgskurs fort – mit günstigen Batterien, innovativen Technologien und politischer Unterstützung.
Mein Fazit
China hat es geschafft, Technologien wie LFP- und Natrium-Ionen-Batterien zu perfektionieren, während Europa weiterhin Debatten über Reichweitenangst oder Technologieoffenheit führt. Wenn wir unsere Klimaziele erreichen wollen, brauchen wir dringend günstige, massentaugliche E-Autos – doch europäische Hersteller haben diese Nische bisher ignoriert.
Ob Deutschland und Europa diesen Rückstand jemals aufholen können? Das bleibt abzuwarten – doch eines steht fest: Die Zeit des Zögerns ist vorbei!
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